Hotelbesitzer! Wir müssen reden.
Mein Thema: Einzelzimmer.
Meine Frage: Warum??
Wenn ich nach einer Show in mein Hotel komme und merke, dass man mir zur Abwechslung mal wieder ein Einzelzimmer gebucht hat, also so eines mit wirklich nur einem einzigen Bett und sonst nicht viel, denke ich dasselbe, wie wenn ich aus Versehen mal wieder Sat 1 einschalte: „Ach, das gibt’s noch?“ Und, lustigerweise ebenfalls wie bei Sat 1, ist die nächste Frage sofort: „Warum eigentlich?“ Ich weiß ja, dass durch das Ende der Kohleöfen auf so manchem Hotelflur in Deutschland ein halber Quadratmeter frei wurde – aber muss man da wirklich vier Wände drum rum bauen und ein Bett reinstellen?
Wer noch nie in einem Einzelzimmer übernachtet hat, kein Problem, das kann man mit fünf Worten erklären: „Tür auf, Laune am Arsch.“ Ich bin wirklich nicht anspruchsvoll, muss in Hotelzimmern kein Cembalo aufstellen und Menuette tanzen (ich habe immerhin letztes Jahr vier Monate in einem Acht-Quadratmeter-Campingbus verbracht), es geht mir eher ums Gesamtgefühl: Wenn ich mit meinem Hund ein Einzelzimmer betrete, schaut sogar der mich so skeptisch an, als wolle er sagen: „Läuft bei dir!“ Du betrittst den Raum und setzt Fuß vor Fuß auf den schnürsenkelbreiten Teppichstreifen zwischen Wand und Schrank, am Badezimmer vorbei, in dem es genau EIN Handtuch gibt, denn wer ein Einzelzimmer bucht, braucht nicht mehr und soll froh sein, wenn er sich sein Gesicht nicht am Toilettenvorleger trockenschubbern muss. Das Bett steht meistens um eine Ecke herum direkt an der Wand, gerne unter einer Dachschräge, damit der Gast endlich mal wieder dieses Jugendzimmer-Feeling bekommt. Sofort fragt man sich: „Soll ich hier schlafen, ein Alf-Plakat aufhängen, oder mir mit ein paar TKKG-Kassetten unter der Bettdecke die Nacht um die Ohren schlagen?“. Die Wände neben dem Bett sind meistens holzvertäfelt oder mit Kunstleder bespannt, damit man, falls man sich nachts in den Schlaf weinen will, keine Wasserflecken auf den Putz macht. Ja, Einzelzimmer sind Depressionen mit vier Wänden. 12 Kubikmeter Selbstaufgabe. Auf Einzelzimmer-Kopfkissen sollten keine Haribopackungen liegen, sondern Rasierklingen. Man traut sich ja noch nicht mal, ein „Bitte nicht stören!“-Schild an eine Einzelzimmertür zu hängen, denn bei den Stichworten „Einzelzimmer“ und „Bitte nicht stören!“ denkt doch jeder sofort an traurige Eigenliebkosung.
Wie muss das eigentlich für Einzelzimmergäste sein, die nicht partnerschaftlich versorgt sind? Gehen die abends in eine Bar, reißen jemanden auf und fragen dann: „Gehen wir zu dir oder… zu dir?“ Mann, sogar ein Smart hat zwei Sitze! Wenn man selbst den Fahrern dieses untermotorisierte Straßenwitzes, mit dem man nichts kann, außer quer parken, zutraut, mal jemanden zu finden, wie kann man das dann bei einzelnen Hotelbesuchern so kategorisch ausschließen?
Und wenn schon demütigen, warum dann nicht konsequent? Warum macht man denn beim Zimmer halt? Müsste man nicht im Frühstückssaal auch Einzeltische anbieten? Mit einer 30 auf 30 Zentimeter Einzeltischplatte, die direkt an die Wand geschoben und von einem einzigen Tischbein gehalten wird? Da kann sich der Einzelzimmergast dann dransetzen, mit dem Rücken zu allen anderen, die ihm noch „Verspotte mich!“-Zettel an den Rücken hängen dürfen, kann seine Einzelportion Nutella auslecken, eine einzelne Tasse Kaffee trinken („Kännchen nur für Paare!“) und dabei die ganze Zeit auf ein Wandtattoo starren. „Lebe deinen Traum!“, oder so.
Ach, bevor ich es vergesse, liebe Hotelbesitzer: Nein, diese Doppelzimmer, in denen nur ein Bett bezogen ist, das andere aber mit einer sterilen Plastikfolie hermetisch abgedeckt, vakuumiert und eingeschweißt ist, sind nicht wirklich besser. Ist natürlich lieb gemeint, aber mal ehrlich: Wollt Ihr in einer „Dexter“-Kulisse schlafen? Na eben.