Die Weihnachtsmarktgeschichte

Jedes Jahr Ende November müssen alle, die die original Bienenwachskerzen vom letzten Jahr noch nicht abgefackelt haben und grade erst über die letzte Backfischvergiftung hinweg sind, tapfer sein, denn dann eröffnen wieder die  Weihnachtsmärkte. Ein Highlight, das das Bundesministerium für Umwelt, Reaktor- und Glühweinkesselsicherheit auch in diesem Jahr wieder unter das Motto „Wir saufen uns den Dezember schön!“ gestellt hat.

Apropos Umwelt: Seit ein paar Jahren muss sich niemand mehr Sorgen machen, dass ihm bei den wenig winterlichen Temperaturen wieder Glühwein auf die Flip Flops tropft: Findige Budenbetreiber kämpfen gegen die globale Erwärmung und bauen mittlerweile neben ihren Glühweinständen sogenannte Kühlpilze auf, die die Umgebungstemperatur auf winterliche 3 Grad herunterkühlen, gelegentlich Kunstschnee und Streusalz auf die Umstehenden herabregnen und über Lautsprecher leises Zähneklappern einspielen.
Wem das immer noch nicht reicht, der kann sich ja an der Nachbarbude ein Grog-Eis holen.

Alles wie damals

Oft wird den Weihnachtsmärkten Kommerzialisierung vorgeworfen, was natürlich absurd ist, denn alle Produkte, die man auf Weihnachtsmärkten erstehen kann, verweisen bekanntlich auf die Weihnachtsgeschichte: Damals, vor rund 2000 Jahren, packten Josef und Maria ihre handgefilzte iPad-Tasche und machten sich in ihren Lüneburger Lammfellpuschen auf den Weg nach Bethlehem, um sich eine der weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannten „Original Bethlehemer Kringelbratwürste“ zu gönnen. Bald schon ging den beiden der Eierpunsch und der Grünkohl aus und nicht mal Reibekuchen konnte Maria herstellen, da sie weder eine Reibe, noch 180 Grad heißes Frittierfett dabeihatte und die Kartoffel auch noch nicht entdeckt war.

Traurig knabberte Josef an seinem letzten, völlig überteuerten Spekulatius, und da sich die Zeit von Marias Niederkunft näherte, flüchteten die beiden schließlich in einen Stall, in dem sie nichts fanden als einen Esel, einen Ochsen und jede Menge handemaillierter Metallschilder mit Werbemotiven der 70er Jahre. Nicht mal ein Bettchen hatten die beiden und so legte Maria das winzige Jesuskind in eine neongrüne Handyhülle (iPhone 6 und 6s). Dann schob sie dem Neugeborenen noch ein handgemachtes Kirschkernkissen unter den Kopf und entzündete die Kerzen auf der zum Glück mitgebrachten Weihnachtspyramide.

Der erste Flammlachs

Josef hatte inzwischen im Stall etwas Stroh, zwei Holzbretter und ein bisschen norwegisches Lachsfilet gefunden und bereitete den beiden daraus eine ordentliche Portion Flammlachs. Dann stellte er noch ein paar handgeschnitzte Krippenfiguren aus dem Erzgebirge in die Ecke – es war ja schließlich Weihnachten.
Und so freuten sich Maria und Josef über den insgesamt doch noch gelungenen Abend, während auf dem Dach der Krippe zwei stark gebräunte Engel mit Föhnfrisur, Schulterpolstern und ehrlich gesagt ein bisschen zu viel Körperkontakt „Last Christmas“ sangen.

Also: Ziehet hinaus auf die Märkte eurer Stadt, egal ob in Köln, Nürnberg oder Katar, reibt die kalten Nasen an warmen Fritteusen und vielleicht kann ja dann irgendjemand mal die Fragen aller Fragen beantworten:
„Wie viel Wein ist eigentlich in so einer Tasse Glühzucker?“