„Köszönöm!“, „Egészségedre“, „Borozgattunk!“ – drei Wörter, die von meinem Blitzkurs Ungarisch hängen geblieben sind. Das erste heißt „Danke!“, das zweite „Prost!“ und das dritte „Wir saßen zusammen und tranken gemütlich Wein!“ Ja, richtig verstanden: Der ganze Satz – ein Wort! Fantastische Sprache!
Aber von vorn: Da die Campingplatz-Situation in Budapest etwas schwierig ist, haben wir uns ein Hotel gegönnt. Nach acht Wochen im Wohnmobil kommt man sich beim Anblick einer blank gewienerten Hotellobby zwar vor, wie ein Grubenkumpel, der sich auf den Bundespresseball verirrt. Aber schon nach wenigen Stunden greifen alle deutschen Urlauber-Reflexe und man erwischt sich dabei, wie man an der Rezeption über die zwei Grad zu warme Klimaanlage meckert. (Was die Dame dort mit einem süffisanten: „Haben Sie denn einen schönen Parkplatz für ihren Campingbus gefunden?“ quittierte. Da geht der Grubenkumpel ganz schnell wieder unter Tage!)
Budapest selbst hat sich in kürzester Zeit auf die Liste meiner europäischen Lieblingsstädte gewemst. Man kann hier wunderbar radfahren, fantastisch essen, lecker Fröccs trinken (Das einzige Getränk, das auch ein Verdauungslaut ist!) und entdeckt Straßen und Gebäude, die schon in so vielen Filmen zu sehen waren, dass man nie weiß, ob gleich James Bond, Robert Langdon oder John McClane um die Ecke kommen. Und nachmittags hängt man die breitgelatschten Füße in den Springbrunnen auf der Margareteninsel, während die Wasserfontänen zur ungarischen Version von „Let it Go!“ tanzen. Wie soll man diese Stadt nicht lieben?
Wasser ist hier sowieso ein großes Thema. Zum einen natürlich die Donau, die die Stadt in Buda und Pest teilt und in deren Wellen sich nachts das überraschend zipfelige Parlamentsgebäude spiegelt. Zum anderen findet hier gerade die Schwimm-WM statt. Also, nicht in der Donau, aber in Budapest. In der ganzen Stadt und allen Hotels tummeln sich also Horden durchtrainierter Profischwimmer aus aller Welt. Rein optisch eine eher mittelschlimme Belastung.
Und dann gibt es noch die zahllosen Budapester Thermalbäder. Wir verbrachten einen fröhlichen Nachmittag im Gellért-Bad, einem Jugendstil-Tempel, in dem teilweise sogar noch Badekappenpflicht herrscht. Das ist ein bisschen lustig, denn zum einen bietet mein lächerliches Kopfgefussel relativ wenig Platz für Parasiten. Zum anderen stand vor einigen Jahren, als eine große Deutsche Versicherung ihre freien Mitarbeiter zusammen mit ein paar noch viele freieren Damen in eben dieses Bad eingeladen hatte, vermutlich auch kein Bademeister am Beckenrand und rief: „Hallo Herr Kaiser, hier geht’s zu den Prostituierten, aber setzen Sie doch bitte erst die Badekappe auf!“
Ein echtes Highlight war dann unser spontan gebuchter Crash-Kurs „Fungarian“. Miklós, unser Lehrer mit sehr viel Sprachwissen und noch mehr Attitude, erklärte uns in zwei launigen Stunden das Wichtigste zur ungarischen Sprache. Hätten die Chefs von Rossmann den Kurs belegt, bevor sie die erste Filiale in Ungarn eröffneten, hätten sie vielleicht noch mal über den Namen nachgedacht: „rossz“ heißt im Ungarischen „schlecht“. Es hilft wirklich sehr, sich mal ein bisschen mit dieser Sprache zu beschäftigen, die in keinem anderen Land Europas gesprochen oder verstanden wird, um das ungarische Grundgefühl des Umzingeltseins zu begreifen. Wie stolz die Ungarn auf ihre Sprache sind, kann man übrigens an dem Wort „német“ ablesen. Das heißt „deutsch“, kommt aber vom Wort „stumm“. Ob du deutsch sprichst, oder gar nicht sprichst, ist in Ungarn also dasselbe. Na gut. Man muss ja auch nicht plaudern. Man kann ja auch ganz entspannt ein bisschen borozgattunken.
P.S.: Nächster Halt: Slowakei (Das erste Land auf unserer Reise, für das es keinen Reiseführer im eBook-Format gibt. Wenn Ihr also Tipps habt: immer her damit!)