#EuropaTour, Teil 6: Italien II (Apulien)
Na, Italien, da haste aber noch mal ne Schippe draufgelegt! Nach dem etwas faserigen Start in Vieste (www.markus-barth.de/blog/europatour-teil-5.html) ging es wirklich extrem geschmeidig weiter. Gut, dass in Matera jemand versucht hat, uns die Räder vom Auto zu klauen, vergessen wir einfach mal. Hat ja nicht geklappt. (Beim nächsten Mal bitte alle Spanngurte wieder festmachen! Danke & Küsschen!)
Womit man mich halt immer kriegt: gutes Essen. Wir Deutschen denken ja oft: „Italienisches Essen kenne ich doch: Pizza, Pasta, gähn!“ Einen Scheiß kennen wir! Orecchiette mit Stängelkohl! Gegrillten Scamorza! Ja, sogar fucking Brotsalat schmeckt hier!
An die Sprache dagegen muss man sich gewöhnen. Wenn Süditaliener aufgeregt sind (und das sind sie oft), klingt es schnell, als würde man einen Eimer Brot in einen Ententeich kippen. Es macht übrigens nichts, wenn man selbst kein Italienisch spricht. Zumindest den Italienern nicht. Sie plappern völlig ungebremst auf dich ein, wenn du dann verschämt „Sorry, no italiano“ stammelst, sagen sie etwas, das wohl „Macht doch nichts!“ heißen soll und erzählen dir dann dasselbe nochmal – wieder auf Italienisch. Das Ganze aber mit so einer grenzenlos guten Laune, dass man irgendwann einfach irr mitlacht.
Überhaupt sollte man hier ein bisschen auf seinen Geisteszustand aufpassen, denn Apulien schüttelt dich links und rechts und vor und zurück und streichelt dich und haut dir in die Fresse. Ich habe hier die wichtigtuerischsten Autofahrer erlebt („Wie kannst du hier 90 fahren, wo doch… 90 erlaubt sind!? Ich muss voll dringend zum Lidl!“), aber auch die herzlichsten Kellner (den Chef der kleinen Trattoria in Monte Sant’Angelo, dessen rostbraunes Toupet am Hinterkopf etwas abrupt ins graue Echthaar überging, und der nach jedem Satz sein Gebiss mit einem sanften Knirschen wieder in Position schieben musste – kann man jemanden als Opa adoptieren?). Ich habe die heißesten Innenstädte besucht (Matera) und die kühlsten Wälder (Foresta Umbra – dass ich in Süditalien mal hunderte Kilometer fahre, um zu einem Ort zu kommen, wo’s genauso aussieht wie in der Eifel, hätte ich auch nicht gedacht). Ich habe die schönsten Kulturdenkmäler gesehen (Lecce! Schnörkel und Engel und Dämonen und Kitsch – der Harald Glööckler unter den Barockstädten) und die hässlichsten Landstriche (überall liegt Müll am Straßenrand, der direkt vor Ort verbrannt wird und zwischen all dem Dreck und Gestank sitzen grell geschminkte Prostituierte unter Olivenbäumen und warten auf vorbeiradelnde Opas)
Kurz: Für Apulien braucht man Nerven. Aber sonst hätten wir ja auch in die Eifel fahren können.
P.S.: Nächste Station: nicht Griechenland. Nachdem uns hier schon alles zu heiß ist und Bärbel uns nach jedem Schritt den Mittelfinger zeigt, hielten wir es für eine schlechte Idee, irgendwo hinzufahren, wo es tendenziell noch heißer ist. Wir versuchen es jetzt mal Richtung Nordosten. Ungarn, Rumänien, egal. Einziges Ziel: mal wieder was anderes machen, als schwitzen…