EuropaTour Teil 7

EuropaTour, Teil 7: Italien III (Abruzzen)

„Und was war jetzt so das Highlight Ihrer Italienreise?“
„Kleine, kalte Pellkartoffeln mit ein paar Tropfen Olivenöl und Meersalz.“
„???“

Aber von vorne: wir waren ja eigentlich schon auf dem Weg zur Fähre, da hat Bella Italia, die olle Fliegenfängerin, noch mal ihre Leimstreifen nach uns ausgeworfen. Was passiert ist? Die Abruzzen sind passiert. Eine grüne, gebirgige und, laut Reiseführer, „vom Tourismus wenig erschlossene Region“ (das steht da übrigens zu jeder Region, in der wir bisher waren. Wo zur Hölle sind all die Italientouristen? Alle auf demselben Badetuch am Strand von Rimini?), in der es so ganz anders aussieht, als im leicht bipolaren Apulien (www.markus-barth.de/blog/europatour-teil-6.html). Nennt mich einen hoffnungslosen Romantiker, aber es macht schon einen Unterschied, ob links und rechts der Straße der Müll brennt oder der Oleander blüht.

Was sofort auffällt: Diese Stille! In Orten wie Sulmona traut man sich um die Mittagszeit gar nicht zu sprechen. Und das in Schnatter-Country! Die ganze Stadt wirkt wie verrammelt, kein Ton, nirgends, niemand auf der Straße, nur ein paar Frauen formen Bilder für die Fronleichnamsprozession auf dem Asphalt, zusammengestellt aus Blütenblättern, Sägespänen und kleingemahlenen Touristen, die ihre Fresse nicht halten konnten. Tippe ich mal.

Also: weiterfahren, Campingplatz im Nichts suchen (siehe Pfeil-Foto), durchatmen. Viel mehr kann man hier auch gar nicht machen. Es ist die reinste Freiluft-Betty Ford Klinik. Einziges Thema hier: Tiere. Der Campingplatz heißt nicht umsonst „Die Wölfe“, Straßenschilder warnen vor entgegenkommenden Bären und die größte Sorge der Campingplatzbetreiber sind Füchse, die gerne mal Camper-Schuhe klauen und verstecken (was bei all den breitgelatschten Outdoorsandalen eigentlich eine gute Tat ist). Abends geht man zum Bauernhof nebenan, wo man die genauso hohe wie breite Chefin im steingrauen Hausanzug offensichtlich davon abhält, ihre Lieblingsserie zu schauen. Sie lädt einen trotzdem auf die Veranda und serviert, was der Bauernhof so hergibt: Salami, Schinken und Ricotta, der jedem Galbani-Produzenten die Schamesröte ins Gesicht treiben würde (P.S., Galbani: Euer Mozzarella hat so sensationell wenig mit dem hier erhältlichen Produkt des gleichen Namens zu tun, dass Ihr euren Schwerpunkt vielleicht doch eher auf die Tennisball-Produktion legen solltet!) Und eben: Pellkartoffeln. Dass mich ein Teller davon mal zu einem dreiminütigen Biolek-Gedächtnis-„Mhhhm, doll!“ bringen würde, hat mich auch überrascht.

Der Chill-Charme der Region macht sich natürlich vor allem bei den Menschen bemerkbar. Zum Beispiel der Campingplatzchefin:
Ich: „Wann müssen wir morgen denn den Platz räumen?“
Sie: „Um.. äh… um… Ach eigentlich isses mir völlig egal.“
Ich mag Bergmenschen. Und Inselmenschen. Vielleicht muss ich doch noch nach Korsika.