Es ist doch jedes Jahr dasselbe: Halloween naht und damit auch das traditionelle Geschimpfe der Deutschen darauf. Vor allem die christlichen Kirchen wettern gegen das heidnische Fest, gegen Zombies und Kunstblut. Das muss man verstehen: Mit Geistern, blutrünstigen Geschichten und Toten, die plötzlich wieder auferstehen, können Christen traditionell nicht viel anfangen. Außerdem lenkt der „kommerzielle Humbug“ (Zitat Margot Käßmann) von der Vorfreude auf das christliche Non-Profit-Event „Weihnachten“ ab.
Saddam ist schuld
Die Frage, wer uns Halloween eingebrockt hat, ist übrigens schnell beantwortet: Saddam Hussein, natürlich. Nachdem der Anfang der Neunziger den zweiten Golfkrieg angezettelt hatte, fiel Karneval aus, tausende schauriger Kostüme blieben in den Geschäften liegen und ein neuer Absatzmarkt musste her, denn Thomas Gottschalk hatte sich erst kurz vorher neu eingekleidet. Ein Untersuchungsausschuss der Bundesregierung soll nun herausfinden, inwieweit Saddam Hussein auch am Dosenpfand, am Lokführerstreik und am Hosen-Hit „An Tagen wie diesen“ schuld war.
Aber was soll man nun tun an Halloween? Boykottieren? Mitfeiern? Oder, wie es sich die evangelische Kirche wünscht, den 31.10. wieder als Reformationstag feiern und sich mit ein paar online erhältlichen „Lutherbonbons“ in protestantische Ekstase lutschen?
Für Menschen, die zwar Halloween feiern möchten, das Ganze aber mit etwas Lokalkolorit versehen wollen, bietet die Bundeszentrale für Vergnügungs-Bildung (BzVB) eine bewusst modern gehaltene Broschüre mit dem Titel: „Fun und Spaß zur Grusel-Fete!“ an. Statt Kürbissen empfiehlt man dort zum Beispiel einen deutschen Weißkohl, ein fränkisches Krustenbrot oder einen sächsischen Elbsandstein auszuhöhlen (für letzteren evtl. einen Zweitlöffel bereitlegen!). Und statt Zombies sollten sich heimische Halloween-Fans als etwas verkleiden, wovor die Deutschen wirklich Angst haben: als Veggie Day, als Tempolimit, oder als Islamisierung des Abendlandes.
Und wohl niemand könnte das Strahlen in den Augen der Nachbarskinder vergessen, wenn man ihnen statt ein paar amerikanischer Schokoriegel eine Kelle Mildessa Edles Weinsauerkraut in die Tüte schöpft.
Die Polizei warnt
Aber Achtung: Polizeivertreter in eher ländlichen Gebieten wie dem Sauerland, dem Harz oder München weisen vorsorglich darauf hin, dass das Klingeln an fremden Haustüren nach 18 Uhr nur nach Einholung einer Sonder-Klingel-Erlaubnis beim örtlichen Schell- und Bimmelamt erlaubt ist. Und bundesweit gilt: Unangekündigtes Erschrecken ist nach 22 Uhr nur noch in geschlossenen Räumen und auch nur bis zu einem Erregungsgrad von zwei „Huch!“ bis maximal einem „Grundgütiger!“ gestattet.
Vielleicht gelingt es ja so, das Verhältnis der Deutschen zu Halloween etwas zu normalisieren. In Köln wurde jedenfalls vorsorglich die Demonstration „Hooligans gegen Trolle und böse Hexen“ abgesagt.