Matcha-Tee – Eine Abrechnung

Matcha-Tee, du olles Marsianer-Koks, heute am #TagdesTees ist es Zeit, dich mal zur Brust zu nehmen.

Ich muss ja zugeben, Grüntee fand ich immer doof. Egal welchen man nimmt und wie man ihn aufkocht und wie lange man ihn ziehen lässt – er schmeckt halt immer ein bisschen nach Wiese. Aber dann kamst du, Matcha, und du bist natürlich ne völlig andere Nummer. Du bist nämlich fein gemahlener Grüntee, wirst seit Jahrhunderten in traditionellen japanischen Teezeremonien verwendet, man schlägt dich mit einem filigranen Bambusbesen auf und schüttet dich dann idealerweise in dünnwandige Tassen aus einem ausgehöhlten Einhorn-Huf, und wenn man dich dann trinkt, merkt man sofort, dass das gleich ganz anders schmeckt, nämlich nach, genau: fein gemahlener Wiese.

So richtig lecker ist das zwar noch immer nicht, aber hey, immerhin enthältst du massig Antioxidantien. Wozu man die braucht, habe ich zwar auch nach dem zwanzigsten Zeitungsartikel noch nicht ganz verstanden. Aber irgendwie verlangsamen sie wohl den Alterungsprozess und verhindern das Oxidieren (das ist, glaube ich das, was Eisenstangen im Regen machen), und deshalb gehe ich einfach mal davon aus, dass, wer zwei, drei Tassen Matcha-Tee am Tag trinkt, rostfrei in Rente geht. Das ist doch was.

Aber, Matcha, weißt du, was mich bei dir so richtig stutzig macht? Dieses Siegel der Stiftung Warentest auf deiner Verpackung: „Radioaktivität: Keine“. Ähm… soll mich das beruhigen? Wenn ja, funktioniert das ehrlich gesagt nicht so gut. So ein Hinweis ist ein bisschen, wie wenn man an eine Kinderhüpfburg einen Zettel hängt: „Schon mehr als 30 Tage kein tödlicher Unfall!“.

Überhaupt, deine Verpackung! Da steht: „Lust auf einen leckeren Matcha Latte?“ Äh, nein. „Frische Cupcakes mit dem besonderen Etwas?“ Bitte nicht. „Einen Detox-Smoothie mit exotischem Kick?“ Du lieber Himmel, wo bin ich denn hier? Beim Detox-Lunch mit Heidi Klum und Barbara Becker?

Einer fehlt natürlich noch, wenn es um hochpreisigen Ernährungsquatsch geht: Genau, der Hildmanns Attila. Deutschlands Veganer-Guru Nummer eins hat dich auch schon im Programm. 30 Gramm für 15 Euro (laut Homepage ist das übrigens „Sehr preiswert!“. Immer gut, wenn man sowas dazuschreibt!). In einem Video näselt der Attila dann irgendwas in die Kamera von deiner unfassbaren Gesundheit und von, natürlich, ich hab sie schon fast vermisst, den Antioxidantien. Und wer sich dann denkt: „Mensch, das war mir jetzt fast ein bisschen zu günstig. Eigentlich würde ich gerne noch viel mehr Geld unsinnig verplempern!“, der kann beim Attila noch einen Matcha-Besen für zwölf Euro noch was kaufen. Puh, Glück gehabt!

Und da komme ich mal wieder zu meiner Lieblings-Theorie beim Thema Superfoods: Kann sein, dass sie gesund machen. Kann sein, dass sie stark machen und ne glatte Haut und nen straffen Po und das Nagelbett fluffig aufschütteln.
Aber bei einem bin ich mir ziemlich sicher: Schlau machen sie nicht.

(Noch mehr überschätzte Lebensmittel gibt’s übrigens hier: https://www.carlsen.de/h…/soja-steak-an-vollmondwasser/78755)