Wespen – Eine Bilanz

Wie stark ein Land ist, erkennt man immer in Krisenzeiten. Zum Beispiel in diesem Sommer, bei der großen Wespenkrise. Hier eine Bilanz:

1. Juni: Die ersten drei Wespen erscheinen in Deutschland.

2. Juni: Sämtliche Fliegenklatschen in Deutschland sind ausverkauft.

5. Juni: Naturschützer werten das massenhafte Auftauchen der Wespen als gutes Zeichen: Offensichtlich hat Glyphosat doch noch nicht alle Insekten vernichtet.

6. Juni: Naturschützer werden von Wespen gestochen und kaufen im Baumarkt sämtliche Restbestände „Roundup“ auf.

8. Juni: Die Wespen werden allmählich zur Bedrohung – Vor allem in Bäckereien. Kamps stellt sein Sortiment um und verkauft als erste Bäckerei Streuselwespen, Quarkwespen und die neue Kuchenspezialität „Bienenstich mit Wespenstich“.

10. Juni: Innenminister Horst Seehofer (CSU) will prüfen lassen, ob „Wespenland“ zum sicheren Herkunftsland erklärt werden kann und verlangt eine sofortige Rückführung von abgelehnten Wespen.

11. Juni: Christian Lindner (FDP) stimmt Seehofer prinzipiell zu, ergänzt aber, dass gut ausgebildete Wespen, die zum Beispiel über IT-Kenntnisse verfügen, durchaus in Deutschland bleiben sollten.

18. Juni: Bei Twitter äußern sich unter dem Hashtag #MeAua Menschen, die von Wespen gestochen wurden. Franz-Josef Wagner geht in seiner Bild-Kolumne mit der #MeAua-Bewegung hart ins Gericht und behauptet, dass viele Wespenopfer die Angriffe selbst provozieren würden, weil sie zu kurze Kleidung tragen und lasziv Eis essen.

19. Juni: Franz-Josef Wagner wird von einer Wespe gestochen und schreibt darauf folgende Kolumne: „Liebe Wespe, du hast mich gestochen. Der Stachel ist die Kalaschnikow der Wespe. Meine Hand – dick geschwollen. So dick geschwollen war bei mir schon lange nichts mehr. Ich danke Dir Wespe. Und ich hasse dich. Wespen sind keine Insekten. Wespen sind leere Dornkaat-Flaschen mit Flügeln: Ein Alptraum. Herzlichst, Ihr Franz-Josef Wagner.“

1. Juli: Facebookuser „Wespenkenner78“ gibt im Internet den Tipp, Papiertüten aufzublasen und auf den Balkon zu legen. Wespen würden dann angeblich glauben, dass es sich um fremde Wespennester handelt und hielten sich fern. Leider stellt sich schnell heraus, dass die Wespen die Tüten für riesige Quarkbällchen halten. „Wespenkenner78“ wird mit 498 Stichen ins Krankenhaus eingeliefert.

3. Juli: Die AfD entdeckt bei Wikipedia, dass Wespenattacken und -stiche fast ausschließlich von der sogenannten „Deutschen Wespe (Vespula germanica)“ herrühren. Sie fordert eine sofortige Umbenennung der „Deutschen Wespe“ in „Islamistische Attentäter-Wespe (Vespula Muslimica)“. So etwas wie eine„Deutsche Wespe“ könne es laut AfD gar nicht geben, Deutsche Wespen sind Honigbienen.

7. Juli: Frank Plasberg moderiert eine Hart aber Fair-Wespen-Sondersendung. Um sich nicht dem Vorwurf der Panikmache auszusetzen, wählt er den verhältnismäßig ausgeglichenen Titel „Wespen – WIR WERDEN ALLE STERBEN!“ Zu Gast sind Robert Habeck (Insektenexperte der Grünen), Jens Spahn (Alles-Experte der CDU), Blümchen (Sängerin, wird oft von Wespen angegriffen) und eine Wespe. Eine Forsa-Blitzumfrage nach der Sendung ergibt, dass die inhaltlich wertvollsten Beiträge von der Wespe kommen.

14. Juli: Bianca „Bibi“ Heinicke veröffentlicht eine Sonderausgabe von BibisBeautyPalace zum Thema: „Wespenstich auf der Stirn – Spür das Einhorn in dir!“

18. Juli: Tchibo widmet den Wespen eine gesamte Produktlinie, bestehend aus einem Wespen-Sammel-Setzkasten, einer Silikonbackform in Wespenform und einem Ganzkörper-Wespenkostüm für Kinder.

19. Juli: Tchibo ruft die Ganzkörperkostüme zurück, nachdem mehrere Kinder von Erwachsenen mit Fliegenklatschen verprügelt wurden.

26. Juli: Der etwas unglücklich getimte Film „Antman and the Wasp“ erzielt an seinem ersten Wochenende in Deutschland ein Einspielergebnis von 6 Euro 50 ( + 1 versehentlich eingelöster Kinogutschein).

1. August: Angela Merkel wird bei einem Auftritt in Dresden von einer Wespe gestochen.

2. August: Es stellt sich heraus, dass die Dresdner Wespe für das Landeskriminalamt Sachsen arbeitet.

5. August: Matthias Matussek steigt bei einer Anti-Wespen-Demo in Hamburg auf eine Bierkiste, wedelt mit einer Fliegenklatsche, ruft „Totschlagen, alle!“ und verteilt anschließend sein neues Buch: „Mein ganz persönlicher Abschied vom gesunden Menschenverstand“.

18. August: Nach mehreren Demonstrationen und gewalttätigen Auseinandersetzungen muss die AfD ihren Mitgliedern per Rundschreiben erklären, dass Menschen, die vor Wespen aus Biergärten flüchten, nicht automatisch Wirtschaftsflüchtlinge sind.

20. August: Bei Sat1 läuft die erste Folge: „Wespen Big Brother“: ein Haus, 80 Kameras, 12 Wespen und eine Apfelschorle. Die Einschaltquote liegt bei etwas mauen zwei Prozent in der Zielgruppe, allerdings, wie Sat 1 betont, bei immerhin 84 Prozent bei den Hautflüglern zwischen 14 und 49.

21. August: In Internetforen kursiert erstmals der „ultimative Anti-Wespen-Tipp“: Man solle die lästigen Tiere einfach mit Wasser zu besprühen.

22. August: Es stellt sich heraus, dass der Tipp mit dem Wasser von den Wespen selbst lanciert wurde, weil sie Bock auf eine kleine Erfrischung hatten.

26. August: Nico Hofmann kündigt an, für Sat1 einen FilmFilmFilm über den Wespensommer 2018 zu produzieren. Mit Heino Ferch als Bäckereiverkäufer, Martin Semmelrogge als Wespe und Veronika Ferres als Puddingteilchen.

Vorschau: März 2019: Biologen stellen fest, dass die Wespenpopulation im Vergleich zum Vorjahr um 90 Prozent gesunken ist. Spiegel, Stern und Gala titeln zeitgleich: „Das große Wespensterben – Was wir jetzt tun können, um unsere gelb-schwarzen Freunde zu retten“.